Raffaela Kreiser, Diplom Sozialpädagogin (BA) Reitpädagogin (IPTh) Reittherapeutin (IPTh) Tiergestütze Traumapädagogin (IPTh) Traumapädagogin (DeGPT)
Wie verbindest du den Beruf als Sozialpädagogin mit der Reitpädagogik?
Ich bin nun seit elf Jahren als Reitpädagogin selbständig. Im Laufe der Jahre habe ich mich zur Reittherapeutin und pferdegestützten Traumapädagogin weitergebildet. Inzwischen bin ich sehr breit aufgestellt was mein Klientel und mein Angebot angeht, sodass mein Grundberuf und meine Berufserfahrung in der Jugendhilfe unabdingbar ist.
Egal ob bei Elterngesprächen, Krisensituationen oder der allgemeine Umgang mit psychisch kranken Klienten und Klientinnen – ohne mein Studium, meine Fort- und Weiterbildungen könnte ich so nicht arbeiten.
Was war einer der schönsten/eindrucksvollsten Moment in der Zusammenarbeit von Mensch und Pferd?
Da gibt es die gesunden Kinder, die bei mir reiten: Einfach so, weil ich kleine Gruppen habe, sehr individuell und persönlich arbeite. Diese Kinder gehen meist mit einem Strahlen nach Hause und sind einfach glücklich. Das freut mich immer sehr und dann weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.
Und dann gibt es die kranken Kinder und deren Eltern: diese Kinder reiten ja nicht nur, um Beschwerden zu lindern, sondern oftmals, weil sie reiten wollen und in Vereinen abgelehnt wurden, weil sie krank oder zu jung oder zu schwach sind. Diese Eltern strahlen eine unendliche Dankbarkeit aus, weil sie ihr Kind so glücklich sehen und ich bzw. meine Pferde zu diesem Glück beitragen. Das sind genau die Momente, in denen mir klar wird, warum ich diesen (oftmals sehr sehr anstrengenden) Job mache!
Warum siehst du die Reitpädagogik als wichtiges Feld in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen?
Einem Pferd ist es egal, ob jemand dick oder dünn ist. Sie haben keine Vorurteile. Ein Pferd begegnet einem in der Regel immer neugierig und offen. Menschen, die schlechte Erfahrungen mit Mitmenschen gemacht haben oder psychisch vorbelastet sind, sind grundsätzlich skeptisch bei neuen Begegnungen und machen eine tolle Erfahrung, so genommen und akzeptiert zu werden, wir sie sind. Menschen mit einem geringen Selbstbewusstsein erfahren schnell, dass sie etwas bewirken können: sie schaffen es, einen 400 kg-Pferd zu führen und von A nach B zu bewegen. Das macht mutig und stark!
Hyperaktive und aufgeregte Menschen werden in Anwesenheit der Pferde automatisch ruhiger, da das Pferd sonst nervös wird. Die Pferde spiegeln sehr schnell das eigene Verhalten, ohne nachtragend zu sein. Beim Reiten gibt es immer wieder auch Misserfolge: ein Sturz, ein grantiges oder bockiges Pferd… wichtig ist hier, dass ich das Kind motivieren kann, nochmals aufzusteigen und wieder zu kommen.
Ich selbst reite seit ich ein kleines Mädchen bin und behaupte, dass ich mitunter von und mit den Pferden vieles gelernt habe und dies auch weitergeben möchte.